Hans Werz
Architekt in Weingarten
geboren 1930 daselbst selbständig
seit 1955 Kommunalpolitiker Kirchengemeinderat Obmann der Stefanusgemeinschaft
von 1975 – 1992 Vorsitzender der Blutfreitagsgemeinschaft Weingarten e. V., Ehrenmitglied
Upflamör und Seegras-Jung
Der Vater von Hans Werz kam von Upflamör her nach Weingarten. Eigentlich war sein Lebensweg vorgezeichnet. Bauer hätte er werden sollen – wie sein Vater.
Allein ein schwerer und folgenreicher Unfall machte alle Pläne zunichte. Die scharfen Klingen der Futterschneidmaschine durchtrennten Finger der rechten Hand. An Bauernarbeit war nicht mehr zu denken und die besorgten Eltern fanden für den Buben eine Lehrstelle beim Foto-Amann „Kone Amann“ (heute befindet sich an dieser Stelle die Käseecke in der Kirchstraße).
Der Vater von Hans Werz arbeitete dann ein Leben lang in der Maschinenfabrik und im Gesellenhaus lernte er sehr bald seine Zukünftige kennen.
Beim Seegras-Jung am Bläsiberg nahmen die Jungvermählten Wohnung und dort kam auch der kleine Hans auf die Welt.
Man schrieb das Jahr 1930 und der Seegras-Jung machte mit seinem Seegras noch gute Geschäfte, das als begehrtes Polstermaterial vielfältige Verwendung fand. Fünf Jahre später wurde beim Torbogen am Bläsiberg das eigene Heim errichtet in der Leo-Schlageter-Straße, heute Blarerstraße.
Torbogen und Rebberghäusle
Das Geviert um Torbogen und Rebberghäusle „war für uns Lausbube’ ein herrliches Revier“, die spannendsten Abenteuer zu erleben.
„Mir waret e’n Haufe’ Kind’ am Bläsiberg“ und das Gelände vom Rebberghäusle zum Rebbach ein idealer Schlittenbuckel. In rasender Fahrt ging es bergab bis „mir nass waret bis auf d’ Haut“.
Das Rebberghäusle indessen war stets verschlossen – ein geheimnisumwitterter und menschenleerer Ort, der die Phantasie der Bläsiberg-Kinder mit Spuk- und Räubergeschichten beflügelte. Um so herber schmeckte die bittere Enttäuschung als eines Tages die Mutigsten sich Zugang verschafften und „nix als Gruscht und alte Heuze’“ zum Vorschein kamen.
Der Schwerpunkt des Weingartener Rebgartens lag bis ins 19. Jhdt im Gewann Bläsiberg. Mehrere Torkeln im Klosterareal verarbeiteten die Produkte. Das Rebhäusle wurde um 1960 abgebrochen. Das Rebgartentörle am Bläsiberg in der Tobelstraße steht bis heute.
(Angaben entnommen aus dem Weingartener Heimatbuch von 1992)
Richtig Blutfreitag
Ab Christi Himmelfahrt ging’s eng zu im Hause Werz. Die Übernachtungsgäste, Verwandte aus dem Konstanzer Raum, wurden willkommen geheißen, mit Speis und Trank gestärkt und alle bekamen eine Liegestatt zugewiesen. Einmal, so weiß Hans Werz, waren es „zehn Leut’“ und „meh’ wär’ beim beste’ Wille’ ni’me’ ’gange’.“ Vor allem für die Mutter bedeutete dies „e’ Heide’arbeit“. Aber auch für sie galt: „Wenn’s it so wär’, wär’s kein richtige’ Blutfreitag!“ Geschlossen nahm man an der Lichterprozession teil, um inmitten der leuchtenden Kerzen Dank und Bitte vor Gott zu tragen.
In „aller Herrgottsfrühe“ war Hans wieder begeistert auf den Beinen, um ja nichts von den Blutfreitagsfeierlichkeiten zu versäumen.
„Richtig ausg’hungert waret d’Leut nach ’em Krieg“ nach Stärkung im Glauben und Worten der Hoffnung und Zuversicht.
Unvergessen sind Hans Werz vor allem die beiden Benediktiner Pater Frowin Wick OSB und Pater Martin Nagel OSB, die, jeder auf seine unnachahmliche Weise, die Menschen für den Blutfreitag begeisterten. Pater Frowin wortgewaltig und volkstümlich, Pater Martin theologisch-pastoral und voll Enthusiasmus – beide unüberhörbar! Als nach 1945 der Religionsunterricht für die Berufsschulen eingerichtet wurde, erlebte Hans Werz Pater Martin auch als engagierten Religionslehrer.
Meister - Familienfater - Staatsbürger
Eine Maurer- und Zimmererlehre legten den Grundstock für das erfolgreiche Architekturstudium. Nach der Anstellung im Hochbauamt Ravensburg wagte Hans Werz 1955 den Schritt in die Selbständigkeit und gründete – erst 25jährig – sein „eigenes Architekturbüro“. Im Jahr darauf heiratete er seine Melita – natürlich in der Basilika beim Heiligen Blut. 2006 konnte das Jubelpaar „Goldene Hochzeit“ feiern. Für diesen gemeinsamen Lebensweg hatte ihnen der Traupater Paul Schneider OSB die zielweisende Kolpingregel ans Herz gelegt: Tüchtiger Meister, tüchtiger Familienvater, tüchtiger Staatsbürger!
Und beide haben diesen hohen Anspruch in ganz besonderer Weise gelebt; Kirchenstiftungsrat, 2. Vorsitzender des Kirchengemeinderats St. Maria, Gemeinderat und Fraktionsvorsitzender der CDU, Ortsvorsitzender, Kreistagsmitglied, Obmann der Stefanusgemeinschaft; und dann endlich 1975 - 1992 Vorsitzender der Blutfreitagsgemeinschaft Weingarten e. V.
„Ohne mei’ Frau wär’ des ’it ’gange“, betont Hans Werz immer wieder. Kraft für diesen hohen Einsatz hat Werz besonders aus einer Predigt an Christi Himmelfahrt geschöpft:
„Bekennt euch!“ hatte der geistliche Würdenträger, der damalige Bischof von Regensburg, Dr. Graber, eindrucksvoll gefordert; für Hans Werz Ansporn und Ermutigung zugleich.
Ehrenamt
Jahrzehntelang engagiert im Ehrenamt und was bleibt? Gern erinnert sich Hans Werz an seine alten Weggefährten, mit denen er „so manches erreicht“ hat. Stellvertretend nennt er Ehrenmitglied und Ehrengruppenführer Paul Wieland, mit dem er etwa die jährliche Wallfahrt eingeführt hat, die bis zum heutigen Tag ein Höhepunkt des Vereinslebens darstellt – oder die Wiederbelebung der Betstunde eine Woche vor Blutfreitag.
„Zum erschte’ Mal überhaupt“ erlebte er als Vorsitzender die Festmesse am Blutfreitag im Chorgestühl. Die Eindrücke des hohen Festes sind bis heute lebendig geblieben: Die vielen Menschen, die durch das Hl. Blut vereint inbrünstig beteten und sangen, der jubilierende, mächtige Klang der Orgel, das Halleluja von Händel, das geöffnete Portal, das den Blick freigab auf den strahlend blauen Himmel, das Schussental und die Gemeinde Berg; eben „ein Stück Himmel auf Erden“.
Über längere Zeit beschäftigte eine geplante Aktion der provokanten Art Presse und Öffentlichkeit. PH-Studenten wollten mit Steckenpferden „’d’r Blutritt lächerlich machen“. Allein die Aufregung im Vorfeld war weitaus größer als das Spektakel selbst. Nur 10 - 15 Steckenpferdreiter wagten sich durch den Torbogen, sie wurden von der besonnen reagierenden Menge vor der Basilika „sozusagen verschluckt“ und lösten sich von selbst auf.
Schon 1984 besuchte Hans Werz mit seiner Frau Melita die spätere Partnerstadt Weingartens Mantua und den dortigen Dom.
Allerhand Zeichensprache vermischt mit Latein, „Weingarten“ und „Sanguis Jesu Christi“ öffneten ihnen Tür und Tor und beide knieten tief bewegt vor dem Altar in der Krypta, in dem die Sacri Vasi mit dem Blut Jesu vielfach gesichert, bewahrt und gehütet werden.
Mit großer Bescheidenheit hat Hans Werz von seinem Lebensweg erzählt, auf dem er viele Jahre in ganz besonderer Weise mit dem Hl. Blut verbunden war. Und treue Mitglieder der Blutfreitagsgemeinschaft sind Melita und Hans Werz geblieben bis zum heutigen Tag.
Für seine Verdienste wurde Hans Werz zum Ehrenmitglied ernannt.
Herzlichen Dank Hans Werz
M. Roth